Schmerzens Kinder

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Schmerzens Kinder

 

Von Friedrich Lautemann

 

 

„Heute mit H. über die menschliche Roheit gesprochen. Er kommt eben von der Ostfront her und hat jenes Massaker erlebt, in dem man in K.30.000 Juden abschlachtete. An einem einzigen Tage, in einer knappen Stunde, und da die Maschinengewehrmunition nicht ausreichte, nahm man Flammenwerfer zu Hilfe, und aus der ganzen Stadt, um dieses Spektakel anzusehen, drängten sich dienstfreie Mannschaften hinzu; junge Burschen von neunzehn, zwanzig, mit

Milchgesichtern. O Schmach, o Leben ohne Ehre.“

 

Fritz von Reck-Malleczewen, Schriftsteller und bayrischer Monarchist

 

 

1.

 

Die Ursachenforschung zerstörerischer Handlungen hat dank der Erkenntnisse einzelner Psychoanalytiker und Schriftsteller wie Arno Gruen (Der Wahnsinn der Normalität) die immer wieder gleichen Programmierungen in der frühen Kindheit erhellt. Danach tendiert das männliche Bewusstsein dazu, Leid und Schmerz zu negieren. Sind aus den Kindern von einst Männer geworden, haben die nach innen gerichteten gefühlsbetonten (und oftmals als weiblich verunglimpften) Wahrnehmungen wie Mitgefühl und Trauer einen geringen oder keinen Stellenwert mehr. Die Helden von einst wie beispielsweise Friedrich der Große, Adolf Hitler und sein Generalfeldmarschall Friedrich Paulus haben Millionen von Menschen unter ihrer Befehlsgewalt in den Tod geschickt. Die Terroristen von heute, die das Töten zu ihrem Handwerk gemacht haben, sind aus denselben Gründen erbarmungslos: das Emotionale wird nicht mehr vermittelt.

 

Die „Schreckens Männer“, die Verursacher von Unheil und Leid der Menschheit im (quantitativ) Großen und im Kleinen, waren Opfer, die zu Tätern wurden. Angst, Terror, Verzweiflung und unerträgliche Hilflosigkeit hat sie einst gezwungen, den Druck wegzusperren, der ihnen ihr Kinderschicksal auferlegt und sie später posthum zu  „Helden“ gemacht hat.

 

 

2.

 

„Der Erbe Brandenburgs Friedrich Wilhelm (der Vater Friedrichs des Großen) ritt aus der Schlacht, ein Grübler. Sein anklagender Hass gegen den Bourbonen und den Habsburger wurde sehr groß... Der Königssohn trat seine

Pilgerfahrt an durch die Nacht des Todes, die Söhne des Landes zu suchen, dessen Fürst er einmal werden sollte. Aber hier blieb er schon bei einem Dänen stehen; dem bettete er den Kopf auf den Mantel, den er einem Toten ausgezogen hatte. Und dort befreite er einen ächzenden Portugiesen, der sich nicht vom Fleck bewegen konnte, von der Last des über ihn gestürzten Pferdeleichnams. Mehr vermochte er nicht zu helfen...Überall suchten Söldner mit flackernden Laternen das Feld ab, in Gebüschen, unter Kanonentrümmern, bei zersplitterten Bäumen. Überall stützten sie Sterbende, tränkten sie Verdurstende, verbanden sie Blutende; und als vermöchte es eine Linderung des Geschickes bedeuten, strichen sie den Toten über die Lider.

 

Als er einsah, dass es kein Helfen gab in dieser Nacht des Leidens, hockte er sich auf einen Baumstumpf und sah den Lichtern nach. Was der Morgen ihm enthüllen würde, machte ihn zur Nacht schon frösteln. Er wollte hin zu den Laternen. Er ging den Trägern nach. Vier Männer schleppten einen, voran schritt einer mit dem Stalllicht. Sie hatten ein Haus am Feldrand entdeckt. Die

Dörfer waren fern, und ihre geringe Zahl vermochte das Heer der Verblutenden nicht zu fassen.“

 

Jochen Klepper (1903 bis 1942), der große deutsche Romancier mit jüdischem Schicksal, beschreibt in seinem bewegenden historischen

Roman „Der Vater“ die Geschichte der Hohenzollern. Dazu gehört das Schicksal Friedrich Wilhelms, der Erstgeborene von Friedrich I. und das von Friedrich II. Dieser  war der als Dritter geborene Sohn. Kronprinz und König wurde Friedrich II., weil zwei vor ihm Geborene männlichen Geschlechts bei der Taufe starben. Das Taufschicksal des zweiten Kleinkindes des Kronprinzenpaares Sophie Dorothea und Friedrich Wilhelm schildert Jochen Klepper so:

 

„Wieder trug ein Sohn den Reichsapfel, das Ordensband, die Krone und das Zepter... Als sie den Knaben über das silberne Becken mit dem geweihten Jordanwasser hielten und die Krone emporhoben, das Haupt des hohen Kindes mit den Tropfen der heiligen Flut zu netzen, sah er (der Vater Friedrich Wilhelm) den blutenden Riss. Dort, wo der Rand der Krone sich in den bleichen Schläfen breit und dunkel abgezeichnet hatte, war das Wundmal eingegraben. Sie senkten die Krone auf das ungestillte Blut... Der Hof tat alles, die Wirren und Leiden dieser Stunden in weite Zukunft hin zu mehren... Ein Wort des Knaben Friedrich Wilhelm war wieder

im Umlauf: „Der Teufel hole mich! Wann ich werde groß werden, will ich sie alle miteinander aufhängen lassen und ihnen den Kopf abhauen!“

 

 

 

3.

 

Dass Menschen anderen Menschen das antun, was man ihnen angetan hat, gehört heute zum psychologischen Allgemeinwissen. Das Universum ist auch in diesem Sinn eine große Kopiermaschine. Moralische Gebote und Gesetze vermögen dagegen nichts. Wie der schwache König in Preußen (nicht König  von Preußen!)  Friedrich I. seinen eigensinnigen Sohn Friedrich Wilhelm quälte und herabsetzte, so misshandelte und demütigte letzterer seinen Sohn, als er Vater vom „Fritzchen“ war. Der vom Sohn bedingungs- und gnadenlos abverlangte Gehorsam führte 1730 zum Fluchtversuch Friedrichs mit seinem Freund, dem Leutnant Katte nach England, um sich den väterlichen Misshandlungen zu entziehen.   Friedrich Wilhelm ließ beide verhaften und sperrte sie in der Festung Küstrin ein. Der Vater zwang seinen Sohn, die Enthauptung seines Freundes anzusehen. Friedrich selbst kam mit dem Leben davon, weil er dem königlichen Geschlecht angehörte und sich dem Vater unterwarf. Er stellte seine Interessen für Philosophie und Kunst zurück und drillte Soldaten. Vater und Sohn versöhnten sich auf dem Sterbelager des Vaters. Doch die Regungen in ihrer beider Seelen waren zeitlebens Rache und Hass. Kaum war Friedrich 1740 gekrönt, eroberte er gegen jedes Recht Schlesien. Er, Machtpolitiker aus verdrängtem eigenem Leid und Familienschicksal, schickte schätzungsweise eine Million Menschen in den Tod. Kein Wunder, dass er von den Historikern später Friedrich der Große genannt wurde. Friedrich der Schmerzvolle oder Friedrich der Totschläger wäre eine bessere Charakterisierung des Kriegsherrn. Seine Gebietsroberungen waren wie die von Hitler nur von kurzer Dauer. Außerhalb des Schlachtfeldes spielte er Flöte und diskutierte mit seinem Freund-Feind Voltaire. Man kann annehmen, dass beide Männer sich so mochten wie Hitler und Speer.

 

 

3.

 

Der Machtwille und Trieb nach Status verlangen unbewusst und gesetzmäßig die Unterwerfung anderer: dies gilt sowohl für die Mächtigen ganz oben in den jeweiligen Hierarchien als auch für diejenigen, welche sich mit der Teilhabe an der Macht zufrieden geben müssen (aus welchen Gründen auch immer). Unterwerfung wird zu einem Zwang und zu einem Genuss. Am Tiefsten haben sie sich danach gesehnt, sich über ihre Mitmenschen zu stellen. Wir wissen, wie selten es ist, dass sich Menschen vor die Wahl, Liebe oder Macht gestellt, für die Liebe entscheiden. Der Thronverzicht aus Liebe ist, um ein Beispiel zu nennen, eine Rarität. Macht sucht sich seine Opfer; der Diktator genau so wie der nutzlose Bürokrat. Sie werden benötigt, um bestrafen zu können, unabhängig von Tat und Täter. Strafe als Selbstzweck erleichtert. Umberto Eco hat, wie die Bestrafung um ihrer selbst willen ein Eigenleben führt, in seinem Meisterwerk „Der Name der Rose“ geschildert. Der Ruf nach Bestrafung dreht sich (fast) nie um Gerechtigkeit. Es ist die uns anerzogene Wertlosigkeit, die zu diesem Trieb nach

Bestrafung führt (Arno Gruen).

 

Friedrich Paulus, Hitlers Generalfeldmarschall, der die in Stalingrad aufgeriebene 6. Armee bis zum bitteren Ende seinem Führer treu ergeben befehligte, war der vielleicht reaktionärste und konservativste unter Hitlers Generalen. Bedingungsloser Gehorsam und blinder Glaube an Adolf Hitler haben ihm die soldatische Karriere im „Tausendjährigen Dritten Reich“ geebnet und ihn so lange es ging an der Macht teilhaben lassen. Er handelte nicht mehr nach eigener Verantwortung, (und verzichtete auf den Versuch aus dem Kessel von Stalingrad auszubrechen) sondern  berief sich auf fehlerfreie Entscheidungen von oben. Er – ein Mann von edler bürgerlicher Denkweise, scharfem Intellekt und künstlerischen Neigungen beteiligte sich an dem deutschen Überfall der Sowjetunion und befahl, zu töten, bis er selbst in Stalingrad in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Um sich dem roten Diktator, dem Erzfeind von gestern, zu nähern, schlug er Stalin vor, eine „Deutsche Befreiungsarmee“ aus in russische Gefangenschaft geratenen deutschen Wehrmachtsangehörigen aufzustellen (Himmler hoffte in Deutschland aus sowjetischen

Kriegsgefangenen zehn Divisionen aufzustellen). Paulus hatte in Deutschland seine Frau und seine beiden Kinder und wollte so früh wie möglich nach Hause. Vor allem an Weihnachten vermisste er sie sehr. Über sein Leben im Objekt 20 W im Moskauer Vorort Planernoje mit einem Koch und einer Ordonnanz von zwei im Krieg ebenfalls in Gefangenschaft geratenen  deutschen Soldaten ist von ihm überliefert: „...Hier herrscht eine angenehme Atmosphäre. Nach unseren kameradschaftlichen Gesprächen sagten die russischen Generale zu mir: ‚Ihnen, Feldmarschall, vertrauen wir voll und ganz. Wirklich, sympathische Menschen’. Zu den unterschiedlichen Verpflegungssätzen sagte Paulus: „Die Russen handeln richtig, wenn sie die Verpflegungssätze für Generale, Offiziere und Soldaten unterschiedlich ansetzen. Soll etwa einem General und einem Soldaten das gleiche zustehen? Jeder erhält dienstgradmäßig, und das ist richtig.“ (Quelle: Leonid Reschin „Feldmarschall Friedrich Paulus im Kreuzverhör“)

 

Solcher Verrat wird mit dem Verrat an sich selbst in der frühen Kindheit eingeübt, um an der halluzinierten elterlichen Macht  teil zu haben. Von den unbeantwortet gebliebenen Briefen von Paulus an Stalin sei derjenige aus Anlass zu Stalins 70. Geburtstag zitiert:

 

 

 

„Herr Generalissimus!

 

Millionen friedliebender, fortschrittlicher Menschen aus aller Welt vereinen sich in diesen Tagen mit den Völkern der Sowjet-

Union, um Ihnen anlässlich Ihres 70. Geburtstages die Wünsche für Ihr Wohlergehen und für weitere Erfolge im großen Friedenswerk darzubringen. Gestatten Sie, dass auch wir, die wir einst im blinden Gehorsam als Feinde in Ihr Land einbrachen, heute Ihnen als dem großherzigen Freund des deutschen Volkes unsere aufrichtigen Glückwünsche aussprechen. Es war kein leichter Weg für uns von Stalingrad bis zu diesem Glückwunsch. Umso mehr können Sie versichert sein, dass auch wir nach Rückkehr in die Heimat alle unsere Kräfte einsetzen werden, um durch Festigung der deutsch-sowjetischen Freundschaft Ihr großes Menschheitsziel, den Frieden, fördern zu helfen.“

 

Die Rückkehr dauerte zehn Jahre und endete nach einem Treffen mit Walter Ulbricht und seiner Frau auf deren Datscha mit der Repatriierung des ehemaligen Feldmarschalls des deutschen Heeres in der DDR. Die beiden Männer verstanden sich prächtig. Sie wirkten, ein jeder an seiner Stelle, für die Völkerverständigung

und den Frieden, indem sie die Menschen im kleineren Bevölkerungsteil des gespaltenen Deutschland nach der nationalsozialistischen in sozialistischer Knechtschaft hielten.

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<br /> Die Spitzenkandidaten der beiden großen Parteien CDU und SPD - Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel - scheinen hilflos gegenüber den finanz- und wirtschaftspolitischen<br /> Problemen. Wieso "scheinen"? Niemand dem dies so erscheint braucht nach Wundern zu suchen, denn es gibt eine einfache Erklärung: sie sind es. Es hat nicht nur den Anschein. So ist es. Sie sind<br /> "hilflos". Sie scheinen die eigentliche Ursache der "finanz- und wirtschaftspolitischen Problemen" nicht zur Kenntnis zu nehmen: die Logik des Geldes.<br /> Wir erleben eine, vielleicht die schwerste, vielleicht auch die letzte, Krise des Kapitalismus, welche die schönfärberisch so genannte soziale Marktwirtschaft in ihren Grundfesten erschüttert.<br /> Möglicherweise wird sie ihr den Todesstoß versetzen; nicht überall, aber an vielen Orten der "freien" Welt.<br /> Die Ursache der Entwicklung, dass die Reichen immer reicher und immer mehr Menschen verarmen, die Armen immer ärmer und zahlreicher werden, liegt darin, dass sich gebunkertes Geld über den<br /> teuflischen Mechanismus des Zinseszins-Ertrages vermehrt - ohne Leistung und volkswirtschaftlichen Nutzen. Gier, Dummheit und politische Gleichgültigkeit lassen seit Nixon das simple Wissen außer<br /> Betracht, dass Geld als Dauerwert für sich für den Tausch von Waren und Dienstleistungen entstanden ist. Heute drucken die Notenbanken Noten ohne Deckung an bleibende Werte wie Gold und anderes<br /> Metall, aus dem früher die Geldmünzen hergestellt wurden. Ein Beispiel, um die weltverderbende Sprengkraft dieses Sachverhalts zu veranschaulichen, das des berühmten Josephspfennigs. Ein Pfennig<br /> vor 2000 Jahren mit 5% Zinsen angelegt, hätte heute zu einem Endkapital von nicht einmal einem Euro geführt, wenn die Zinsen selbst nicht weiter verzinst worden wären. Werden die Zinsen jedoch dem<br /> Kapital stets zugeschlagen und mitverzinst, dann ergibt sich nach 2.000 Jahren ein Vermögen, das dem Wert von von 268 Milliarden Erdkugeln aus purem Gold entspricht.<br /> <br /> <br /> Weder die Kanzlerin noch ihr Herausforderer Frank-Walter Steinmeier sind auf "diese Zeiten kompliziertester wirtschaftspolitischer Fragen im Inland wirklich vorbereitet" - das ist wohl wahr. Fast<br /> alle Missstände der Welt beruhen auf der Logik des Geldes: Zins und Zinsenzins machen ohne Arbeit reich. Billionenvermögen sind sozialen Notwendigkeiten durch Blockierung entzogen - weltweit. Das<br /> System hat den Endpunkt erreicht, wenn die Schulden, die stets den Guthaben entsprechen, nicht mehr erwirtschaftet werden, was die den arbeitenden Menschen von der Politik zugeteilte Aufgabe ist.<br /> Das Betrugsystem des Kapitalismus funktioniert stichwortartig<br /> nach folgenden Regeln: 1. Aus Kapital noch mehr Kapital machen.<br /> 2.Die Arbeitenden zahlen grundsätzlich die Zeche; sie haben zu erwirtschften, was andere abzocken.<br /> 3. Fremde Arbeit macht reich. 4. Irgendwann ist Schluss mit Geldvermehrung und "alle" beginnen wieder bei null. Bester Zeitpunkt: nach großen Kriegen. Die Pleiten und unvorstellbaren Verlusten<br /> können wunderbar begründet werden.<br /> Der Wachstumswahn - eine weltweite Geisteskrankheit - beruht auf anderen Mechanismen: dem des modernen Sklaventums (Leiharbeitsverhältnisse, Kinderarbeit, Ein-Euro-Jobs)nach dem Motto Geld regiert<br /> die Welt; dem eines verlogenen Arbeitsideals, das unterscheidet zwischen<br /> 1. notwendiger Arbeit 2. bereichernder Arbeit und 3. überflüssiger Arbeit (die ohne Bezahlung und gesellschaftliche Anerkennung, also die Arbeit der Arbeitslosen in der "Randgesllschaft" wie<br /> SPD-Sarrazin das nennt)<br /> Zeit ist Geld haben wir oft gehört; wie wahr, wie wahr.<br /> Die Geldgesellschaft braucht Effizienz. Die durch Millionengehälter und Mrd-Gewinne Demotivierten sollen bis zu ihrem Rauswsurf arbeiten wie Maschinen, mobil sein wie die Vögel und ja nicht<br /> glauben, dass die Rente später reicht oder nur sicher ist - im Gegensatz zur Riesterente, der zynischsten Agenda seit Schröder zu Lasten der Arbeitenden und zu Gunsten der<br /> Versicherungswirtschaft.<br /> <br /> <br /> auf diesen Kommentar antworten<br /> <br /> von friedrich.lautemann | 20.11.2008 15:32:11 Uhr<br /> Hilf- und ahnungslose Politik<br /> Die Spitzenkandidaten der beiden großen Parteien CDU und SPD - Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel - scheinen hilflos gegenüber den finanz- und wirtschaftspolitischen<br /> Problemen. Wieso "scheinen"? Niemand dem dies so erscheint braucht nach Wundern zu suchen, denn es gibt eine einfache Erklärung: sie sind es. Es hat nicht nur den Anschein. So ist es. Sie sind<br /> "hilflos". Sie scheinen die eigentliche Ursache der "finanz- und wirtschaftspolitischen Problemen" nicht zur Kenntnis zu nehmen: die Logik des Geldes.<br /> Wir erleben eine, vielleicht die schwerste, vielleicht auch die letzte, Krise des Kapitalismus, welche die schönfärberisch so genannte soziale Marktwirtschaft in ihren Grundfesten erschüttert.<br /> Möglicherweise wird sie ihr den Todesstoß versetzen; nicht überall, aber an vielen Orten der "freien" Welt.<br /> Die Ursache der Entwicklung, dass die Reichen immer reicher und immer mehr Menschen verarmen, die Armen immer ärmer und zahlreicher werden, liegt darin, dass sich gebunkertes Geld über den<br /> teuflischen Mechanismus des Zinseszins-Ertrages vermehrt - ohne Leistung und volkswirtschaftlichen Nutzen. Gier, Dummheit und politische Gleichgültigkeit lassen seit Nixon das simple Wissen außer<br /> Betracht, dass Geld als Dauerwert für sich für den Tausch von Waren und Dienstleistungen entstanden ist. Heute drucken die Notenbanken Noten ohne Deckung an bleibende Werte wie Gold und anderes<br /> Metall, aus dem früher die Geldmünzen hergestellt wurden. Ein Beispiel, um die weltverderbende Sprengkraft dieses Sachverhalts zu veranschaulichen, das des berühmten Josephspfennigs. Ein Pfennig<br /> vor 2000 Jahren mit 5% Zinsen angelegt, hätte heute zu einem Endkapital von nicht einmal einem Euro geführt, wenn die Zinsen selbst nicht weiter verzinst worden wären. Werden die Zinsen jedoch dem<br /> Kapital stets zugeschlagen und mitverzinst, dann ergibt sich nach 2.000 Jahren ein Vermögen, das dem Wert von von 268 Milliarden Erdkugeln aus purem Gold entspricht.<br /> <br /> <br /> Wichtigtuerische Jongleure<br /> <br /> An das Jonglieren mit hohen Zahlen haben wir uns fast schon gewöhnt - lesen wir. Wirklich? Otto Normalverbraucher, zu denen heute ja Leute mit 1 Euro Jobs und LeiharbeiterInnen gehören, abgespeist<br /> mit Dumpinglöhnen und der Willkür von Menschen, die aus ihrer Arbeit schamlos Honig saugen, kann sich unter einer Milliarde oder gar 1000 Milliarden (eine Billion) nichts vorstellen. Er sieht aber,<br /> wie die Wichtigtuer in der Politik sie hin und herschieben wie saures Bier und wendet sich ab. Der Bund wird sich im kommenden Jahr voraussichtlich mit bis zu 20 Milliarden Euro neu verschulden -<br /> das sind doch Peanuts. Die kann man durch Einsparungen an Sozialleistungen locker "gegen finanzieren". Eigentlich sollten es gerade mal 10,5 Milliarden sein, weshalb die Regierung ihr historisches<br /> Ziel, mit dem sie einmal angetreten sei, verfehlt habe. Was ist nun "historisch" daran? Übersetzte man historisch mit "geschichtlich", dann hat Fabian Leber sicher Recht, ohne etwas gesagt zu<br /> haben. Die menschliche Dummheit ist historisch, beispielsweise. Von Sir Karl Popper (Die Feinde der offenen Gesellschaft)stammt der Satz, die Weltgeschichte sei die Geschichte eines jeden einzelnen<br /> Menschen. Aber das hat er vor langer Zeit geschrieben, das gilt nicht mehr. Schuld daran ist, glaubt man den Erklärungen der politischen "Eliten" oder fällt man auf ihr Augurenlächeln herein (das<br /> ist das Lächeln von Amtsgenossen in Erkenntnis unverdienten Ansehens) die "Globalisierung" - so, als ob der ungehemmte oder hemmungslose Profitwahn eine große Erfindung derjenigen sei, die<br /> öffentliche Meinung machen, ohne genau zu wissen, worum es sich handelt. Den Wahnsinn der Verschwendung von Ressourcen an den Bedürfnissen von Abermillionen bedürftiger Menschen stramm und fröhlich<br /> vorbei lernte er anders als wir heutigen "Zwangsglobalisierten" zum Glück nicht kennen. Die von ihrer Arbeit leben kennen anders als die Oben keine Krisen, an die sie sich "gewöhnen" müssten. Sie<br /> sind ihr täglich Kreuz.<br /> <br /> <br /> Verraten und verkauft<br /> <br /> Die Zeche begleichen wir - allerdings in einem anderen Sinn. Armut ist die Zeche, die uns die Gesellschaft präsentiert. Nicht nur materielle Armut; sie ist oft die einzige Form von Armut, die noch<br /> wahrgenommen wird. Ein bettelndes Kind kann man schwerlich übersehen, und ein betrunkenes Kind gehört zu dieser verzweifelten Spezies hoffnungsloser Mitglieder unserer Gesellschaft. Bildungsarmut<br /> und fehlende Herzensbildung werden seltener beklagt. Aus dem Urteil "Die Zeche zahlen wir" - also die anderen, unschuldig Unbeteiligten, wird ein Schuh, wenn wir uns darauf verständigen könnten,<br /> dass "wir" nur die Zeche bezahlen, die wir selber gemacht haben. "Wüssten wir aber, dass wir alle schuldig sind, dann hätten wir gleich das Paradies auf Erden", sagte Fjodor Dostojewski einmal.<br /> Kinder, die sich betrinken, betrinken sich wie "Erwachsene" um zu vergessen. Vom Genusstrinken zum Komatrinken führt die verratenen und verkauften Kinder oft nur ein einziger Schluck. Sie - die<br /> jungen Opfer und jungen Schuldigwerdenden an sich selbst und der Gesellschaft - wissen nichts mit sich und der Welt anzufangen. Die einzige Unterhaltung, die sich ihnen bietet, sind schlechte<br /> Gewohnheiten, die ihre Handikaps vergrößern. Der Sinn des Lebens besteht darin, sich möglichst gut, also seinen Begabungen und Fähigkeiten gemäß sozialverträglich zu unterhalten. Dabei spielt eine<br /> große Rolle, wem wir gefallen wollen. Ich höre den Aufschrei derjenigen, denen trotz (oder wegen) eines "normalen" (auch normal begüterten) Lebens nichts anderes einfällt als: denen geht es viel<br /> <br /> <br />
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<br /> friedrich.lautemann.over-blog.com<br /> <br /> Ein grundlegender Irrtum<br /> <br /> Die Wahrheit im Blog!<br /> <br /> <br /> Man muss die Gefahren dort suchen wo sie sind. Arznei- und Heilmittelverordnungen sind Ausdruck eines unsere Gesellschaft beherrschenden Irrtums: sie negiert, dass jede Heilung im Wesentlichen die<br /> Befreiung von Angst ist. Um dies zu bewerkstelligen, darf der Heilende selber keine Angst haben. Wegen seiner eigenen Angst versteht er nicht, was Heilung ist. Das ist die Ursache unseres<br /> Krankensystems, das Milliarden ausgibt, um Körper zu heilen.<br /> <br /> Der Körper kann nichts erschaffen - auch keine Krankheit, keine Heilung. Die gegenteilige Überzeugung- ein grundlegender Irrtum mit weitreichenden Folgen für unsere ganze Gesellschaft - bringt alle<br /> körperlichen Symptome hervor. Physische Krankheit stellt somit gewissermaßen einen Glauben an Magie dar.<br /> <br /> Der Körper erschafft nicht nur nicht; er lernt auch nicht. Man muss also begreifen, dass nur der Geist heilen kann. Dazu muss er selber gesund sein, also möglichst frei von destruktivem Potential.<br /> Können die rein konstruktiven Kräfte des Geistes wieder eingesetzt werden, ist Heilung möglich - also ein Ziel, das in unserem Krankensystem weitgehend bereits aufgegeben worden ist.<br /> <br /> Die notwendige Abkehr vom Irrglauben an die körperliche Sicht von Krankheit geht leider mit Angst einher. Wo Angst ist, ist ein Mangel an Liebe, hier: Nächstenliebe. Heilung beruht also, so könnte<br /> man sagen, auf Nächstenliebe - eine Art, die Vollkommenheit eines anderen Menschen wahrzunehmen.<br /> <br /> Leiden werden so lange vermehrt, wie die skizzierten Irrtümer an den Glauben von körperlicher Krankheit aus finanziellem Interesse heraus kultiviert und gepflegt werden.<br /> <br /> <br />
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<br /> von friedrich.lautemann | 30.9.2009 10:45 Uhr<br /> <br /> <br /> Reformen durch reformierte Reformer<br /> <br /> <br /> Die größten Aufgaben der Politik seien bekannt, schreibt Alexander S. Kekulé. Nach ihm soll es sich dabei um Klimawandel, Globalisierung und den demografischen Wandel handeln. Die damit<br /> zusammenhängenden Problemfelder zu lösen sei schwierig.<br /> <br /> <br /> Bei drei wichtigen Themen könnten wir aus einer Pole Position starten: Verkehr, Energie und Gesundheit. Umweltschonende Autos, regenerative und effiziente Energiewirtschaft und neue Therapien gegen<br /> Infektionskrankheiten und andere Menschheitsgeißeln könnten das Rückgrat eines nachhaltigen Wachstums bilden.<br /> <br /> <br /> Ich kommentiere diesen Kommentar wegen des Hinweises auf "andere Menschheitsgeißeln". Monsieur Kerkulé schweigt dazu.<br /> <br /> <br /> <br /> Das größte zu lösende Problem, vor das die Menschheit gestellt ist, ist, die Reformer zu reformieren, damit die Reformen so ausfallen können, wie sie benötigt werden, um unsere Welt und das Leben<br /> in ihr - das menschliche inklusive - zu erhalten.<br /> <br /> <br /> Der Ruf nach Bildung geht traditionell am größten Engpass vorbei, ohne dessen Aufhebung die Probleme nicht gelöst werden. Ich meine damit die Verfassung und den Zustand des menschlichen Geistes.<br /> Das Ego ist verantwortlich für all das, was zu tun ist, um unsere Erde, deren Gäste wir sind, zu erhalten. Der Teufel, der uns all das eingebrockt hat, von dem wir nicht genau wissen, wie wir es<br /> wieder los werden, ist der menschliche Verstand - er entscheidet sich für die Art von Welt, die wir sehen wollen. Dann projizieren wir diese Welt nach außen und machen daraus die Wahrheit, wie wir<br /> sie sehen.<br /> <br /> <br /> <br /> Nach dem Gesetz des Ego wird die Zukunft mit der Vergangenheit verknüpft. Herauskommen untaugliche Konzepte der gesellschaftlich relevanten Eliten, in deren Händen die Problemlösungen gesehen<br /> werden. Nicht mit immer mehr Geld, sondern nur mit einem geänderten Wahrnehmungsvermögen lassen sich die Probleme lösen. Dazu gehört die Bereitschaft der Eliten, sich damit zu befassen, wie sie<br /> ihre Entscheidungen treffen.<br /> <br /> <br /> Ich empfehle die Lektüre des Buches Ein Kurs in Wundern.<br /> <br /> <br />
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<br /> von friedrich.lautemann | 27.8.2009 9:47 Uhr<br /> <br /> Wahlkampf der Illusionen gegen die Wahrheit<br /> <br /> Stellt man die alten Fragen, warum ist das so, wie es in diesem Kommentar beschrieben wird, in dem es um jene Geschmacklosigkeiten geht, wie es sich unsere Eliten auf Kosten des Steuerzahlers gut<br /> gehen lassen, oder gar die frevelhafte Frage, wem schadet dieses Verhalten, das man als schamlos bezeichnen könnte, dann würde man die Frage nach dem Geisteszustand jener stellen, die vorgeben, das<br /> Wohl unseres Landes im Auge zu haben.<br /> Wir erleben einen Wahlkampf der Illusionen des Egos gegen die Wahrheit (wenn Sie so wollen Gottes), und nur ganz vereinzelt gibt es Versuche, die Dinge beim Namen zu nennen, die verantwortlich für<br /> die große Verwirrtheit und den Unfrieden sind, von der unsere Gesellschaft befallen ist wie von einem tödlichen Virus.<br /> Schaut man mit dieser Fragestellung nach dem Geisteszustand unserer politischen Eliten, dann kann es sein, dass man an ihren Taten erkennt, wes Geistes Kinder sie sind: Kinder des Ego.<br /> <br /> Wer sich mit dem Thema beschäftigen will, dem sei die Lektüre von Ein Kurs in Wundern (Greuthof Verlag) angeraten. Verfasserin des Buches ist eine amerikanische Psychologieprofessorin.<br /> Den "christlichen" Politikern müsste man die Lektüre und seine anschließende Beherzigung bei Straffandrohung durch Gesetz auferlegen. Denn sie haben sich am weitesten von GOTT entfernt, auch wenn<br /> sie seinen Namen auf ihren Fahnen schwenken.<br /> <br /> <br /> <br /> <br /> <br /> <br /> von friedrich.lautemann | 27.8.2009 11:09 Uhr<br /> <br /> Affäre um Affäre<br /> <br /> Darf ich noch eine Bemerkung anbringen, gewissermaßen kursiv, also ironisch? Bei dieser Schnitzelsause (köstlich: Schnitzelsause, außen Schwein, innen Brause) hat man sich unter sich wohl und<br /> wichtig gefühlt, und alle Minderwertigkeitsgefühle für ein paar erlesene Stunden fern von Armut, Not und Kummer der Vielen durch den Genuss von Schweinefleisch zugedeckt. Damit die Vielen sie auch<br /> wählen, hat man die Veranstaltung geheim gehalten.<br /> <br /> Möglicherweise war der Sinn und Zweck der Veranstaltung zugunsten von Ackermann, dem moralischen Riesen von der Deutschen Bank, aber, sich Gedanken darüber zu machen, wie man das Unrecht ausmerzt,<br /> den Hunger bekämpft, der Wahrheit fortan die Ehre gibt, das Belügen und Betrügen der Vielen anprangert und sich selber ändern wird.<br /> <br /> Könnte es nicht so gewesen sein – ich meine, im Traum?<br /> <br /> <br /> <br /> <br /> <br /> <br /> von friedrich.lautemann | 27.8.2009 13:22 Uhr<br /> <br /> Schlau wie Oskar<br /> <br /> Hätte man im Saarland anstatt Kohle und Erz mit Milliarden und Abermilliarden zu subventionieren in Zukunftstechnologien investiert, vielen Saarländern ginge es heute besser.<br /> <br /> Es muss also einen anderen Grund für Oskar Lafontaine geben, die Grünen zu fürchten. Hätte der einen Wunsch frei, liest man erstaunt, dann erginge es dem Grünen Hubert Ulrich am Sonntag bei der<br /> Wahl zum saarländischen Landtag wie einem Dackel vor der Metzgerei: Der 51-jährige Fraktionschef und Spitzenkandidat der Grünen müsste leider draußen bleiben.<br /> <br /> Gut gebellt. Oskar Lafontaine wurde vor vielen Jahren im Saarland Ministerpräsident, weil Jo Leinen die grünen Wähler - allesamt vereint im Kampf gegen die Atomindustrie - abschöpfte. Sie<br /> scheiterten an der 5-Prozent-Klausel. Oskar Lafontaine hatte Jo Leinen zu seinem zukünftigen Umweltminister erkoren, und schon war die Sache mit seiner Ministerpräsidentschaft geritzt.<br /> <br /> Am Sonntag wird sich diese alte Geschichte kaum wieder holen lassen, was immer Lafontaine so träumt. Die Erinnerung an Oskars schlauen Schachzug mit Jo Leinen ist eher geeignet, Hubert Ulrich an<br /> die Seite von Peter Müller (CDU) zu bringen.<br /> <br /> <br />
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<br /> Wowereit: Vom Leben berauscht<br /> <br /> Berlin, du hast es schlechter...jedenfalls die SPD: Sie verliert in der Hauptstadt noch mehr als im Bundesweiten Durchschnitt.<br /> Das war für niemanden überraschend - außer für Leute, die es wie Wowereit und Werner van Bebber nicht nötig haben, sich im Pferch der Berliner Bahnen von gereizten Leidensgenossen auf die Füße<br /> treten zu lassen.<br /> Aber außer den zutreffend angeführten Gründen gibt es noch andere, die die Berliner und Berlinerinnen noch nachhaltiger Abstand von den Sozialdemokraten haben nehmen lassen.<br /> Wowereit ist ein Lebemann. Er hat sein Leben genossen. Ich vergesse meine Bestürzung nicht, als meine Enkelbuben nach dem Christopher Day mit einem Berliner Zeitungsblatt zu mir kamen und mich<br /> fragten: Opa, was ist pure Lebensfreude mit Gummi und Lack? So zitierte das Blatt eine berauschte Stellungnahme des regierenden Bürgermeisters zu dieser Veranstaltung von Schwulen und Lesben.<br /> Damit wir uns nicht falsch verstehen: Unter meinen Freunden sind auch homosexuell veranlagte, und es würde mir im Traum nicht einfallen, sie nach ihren sexuellen Neigungen zu beurteilen. Der<br /> regierende Bürgermeister mag lieben wie und wen er will. Seine Homosexualität jedoch zu seinem Markenzeichen zu machen ist würdelos. Wenn Schamlosigkeit in Form des öffentlichen Anpreisens<br /> perverser Praktiken sich dazu gesellt, sind die Grenzen des guten Geschmacks weit überschritten.<br /> Wowereit habe mit einer Bemerkung in seinen Memoiren "Und das ist gut so" für das Ethos des Genossen Arbeitnehmers gestritten. Für Leute, die von der SPD anderes gewohnt sind, sei das ein bisschen<br /> wenig gewesen. Gut, so kann man das beurteilen. Genau so gut hätte der Artikler schreiben können, für ethische Fragen sei Wowereit angesichts seines Dranges zu Partys, Vergnügungsreisen und<br /> sonstigen Juxveranstaltungen im Berliner Kulturbetrieb moralisch nicht besonders gut aufgestellt. Die Interessen der kleinen Leute interessieren Wowereit schon lange nicht mehr. Und sie sind viel<br /> sensibler, als er es ist.<br /> <br /> <br />
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